WARUM - Ein in der Politik verpöntes Adverb?

journaclean.com • 17. August 2022

Warum hat die politische Elite die afghanischen Vorortkräfte im Stich gelassen? Warum forcierte die USA den sich anbahnenden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine? Warum schlägt sich Deutschland und die Europäische Union auf die Seite eines Landes, das noch 2021 von westlichen  Staaten als korrupt, undemokratisch und fern von westlichen Werten charakterisiert wurde? Warum bezeichnet die westliche Politik die Lieferung schwerer Waffen in ein Krisenland als solidarischen Akt (Anm. Autor: Der Begriff Solidarität ist historisch ausschließlich der humanitären Hilfe für Bedürftige vorbehalten)? Warum retten private Verbraucher die zumeist börsennotierten Gasunternehmen, obwohl diese Unternehmen und ihre Aktionäre jahrelang satte Gewinne abschöpften? Warum drücken sich führende Journalisten bei politischen Themen immer häufiger vor genau dieser Frage?


Über Jahrhunderte war die Frage nach dem Warum ein dynamischer und verlässlicher Motor für gesellschaftlichen und politischen Fortschritt in der Welt. Vor allem in Wissenschaft, Forschung, im jeweiligen Rechtssystem, Journalismus und bei zukunftsweisende und politische Entscheidungen war das Adverb unabdingbar. Die Antworten auf das Warum gab allen Akteuren immer wieder Sicherheit, Perspektive, Wissenszuwachs und Voraussetzung für eine freie, unabhängige Meinungsbildung.


Mit der Häufung von politischen Skandalen, Finanz- und Wirtschaftskrisen, der Verlagerung von Entscheidungs- und Gestaltungsbefugnissen auf Institutionen wie der Europäischen Union, der NATO, der WHO und anderen, änderte sich die Situation schleichend und durchaus dramatisch. Die hartnäckigen, kritischen Fragen nach dem Warum, wurden der Politik zunehmend suspekt, unheimlich und unbequem. Auch der kritische Journalismus scheint sich bei aktuellen, politischen Themen zunehmend vor der investigativen Frageform zu drücken.


Ließe sich die Politik auf die kritisch unterlegte Frage nach dem WARUM ein, käme sie bei den aktuellen und politisch brisanten Themen in dramatischer Erklärungsnot, müsste sich mit der politischen Vergangenheit, den Kritikern aus den eigenen Reihen, mit Verbündeten und der Europäischen Union kontrovers auseinander setzen. Dem Wohl des Staates müsste wieder Priorität eingeräumt und eigene, geopolitische Machtinteressen zurückgestellt werden. Im Ergebnis stünden die Schwächung der innenpolitischen Macht und der Verlust der außenpolitischen Machtansprüche. Dann doch lieber keine (ehrlichen) Antworten auf das Warum und weiter mit dem Kopf durch die Wand. Mag es auch noch so kurzsichtig sein.


Die Folgen der Ablehnung der Warum-Frage führt zwangsläufig zur Selektion der Gesellschaft in Links- und Rechtsextremismus (aktuell die Steigerung in extremen Links- und extremen Rechtsextremismus), Öko-Terrorismus, Pegida-Anhänger, Corona-Leugner, Europagegner, Nato-Gegner, Kriegsgegner, Russophobe, Putin-Versteher, Trump-Unterstützer und mehr. Neuer politischer Widerstand wird politisch und medial schnell einer der negativ besetzten Kategorie zugeordnet und somit erstickt.


Und da ist sie wieder, die in der Politik so verpönte Frage: Warum?

journaclean

von journaclean.com 21. September 2023
Gefälligkeitsstudie oder Realpublikation? Der Nachrichtensender ntv informierte am 21.09.2023 auf ntv-Text Seite 106, dass in Deutschland seit 2021 rechtsextreme Einstellungen stark zugenommen haben. Das geht, so ntv, aus einer aktuellen Studie der Universität Bielefeld, auf ntv kommentiert von Vertretern der Friedrich-Ebert-Stiftung, hervor. Danach hat jeder 12. der Bevölkerung ein rechtsextremes Weltbild. Wenn dem so ist, ist die Entwicklung tatsächlich besorgniserregend. Allerdings erscheint die Studie rein zufällig in einer politischen Phase, in der die liberal-konservative AfD in den regelmäßigen Wahlprognosen aktuelle Höchstwerte erreicht und die SPD, aber auch die anderen Regierungsparteien, prozentual erheblich an Wählerzuspruch verliert. Laut Bildzeitung vom 20.09.2023 ist die AfD in allen neuen Bundesländern, ausgenommen Berlin, die stärkste Partei. Der Zuspruch für die SPD droht offensichtlich in die Bedeutungslosigkeit abzugleiten. Zweifel an der Studie sind also durchaus angebracht. Was ist aber nun ein „rechtsextremes Weltbild“ eine „rechtsextreme Einstellung“? Politiker und Medienvertreter bemühen den Rechtsextremismus zumeist dann, wenn ihnen die Argumente ausgehen. Wie definiert Deutschland das Phänomen „rechtsextrem“? Woran können sich die Menschen in diesem Land orientieren, um nicht selbst in die rechtsextreme Falle zu tappen? Eine offizielle Definition sucht man vergebens. Es gibt offenbar keine klare, verbindliche und dauerhaft gültige Definition für diese Kategorisierung. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie war klar, wenn der Gegenüber eine Bomberjacke und Springerstiefel trug, auf Krawall gebürstet war, das Dritte Reich verherrlichte oder bewusst eine Glatze trug und narzisstische Musik konsumierte, dann war er ein Rechtsextremist oder ein Nazi. Heute läuft ein Bürger bereits Gefahr als rechts oder Rechtsextremist zu gelten, wenn er kritisch ist, Zweifel äußert, Ereignisse tiefgründig hinterfragt, eigene, abweichende Gedanken in den Raum wirft, das Handeln und Äußerungen der politischen Führung anzweifelt, für den Frieden eintritt, den Export von Waffen in Krisengebiete ablehnt, sein Recht auf freie Entscheidung einfordert und von den Medien eine neutrale, allumfassende, manipulations- und propagandafreie Informationspolitik einfordert. Bei aller Besorgnis über rechtsextreme Tendenzen, diese Studie darf durchaus angezweifelt und in ihrer Substanz kritisch hinterfragt werden. Bei allen Studien lohnt es sich stets zu fragen, wer hat sie erstellt, wer hat sie bezahlt, wem nutzt oder schadet sie, warum wird sie gerade zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht? Welche Bewertungskriterien liegen der Studie zugrunde? Wer steckt hinter der Friedrich-Ebert-Stiftung*? Sie ist eine extrem parteinahe Stiftung der SPD, der Partei, die gerade in dramatischer Weise an Wählergunst verliert und verzweifelt nach neuer Anerkennung sucht. Ursprünglich wurde die Stiftung von den Erben, in Erinnerung an Friedrich-Ebert, gegründet und sollte sich ausschließlich aus dem Nachlass und aus Spenden finanzieren. Zu einem späteren Zeitpunkt wandelte sich die Finanzierung. Heute erhält die Stiftung im überwiegenden Maße ihre Zuwendungen aus dem Bundes- und Länderhaushalt. 2018 zum Beispiel ca. 170 Millionen. Besonders pikant ist die Tatsache, dass die Stiftung eine eigene „Journalistenakademie“ betreibt, die Teilnehmer fördert und sie z. B. zu sogenannten Workshops in den Bundestag einführt. Kritiker könnten darin eine indirekte Beeinflussung sehen. · Wikipedia (Friedrich-Ebert-Stiftung) 21-9-2023/17:57 · Bild oben von Gerd Altmann auf Pixabay
von journaclean.com 30. Juli 2023
002 Das deutsche Goethe-Institut und die Demokratie, die chinesischen Konfuzius-Institute und die Spionage? Gerade erst scheint es, dass Europa und die USA den sanktionsbegleiteten Wirtschaftskrieg gegen Russland auf breiter Front verliert, die grüne Außenministerin Frau Baerbock ihren Plan, Russland zu zerstören, begraben muss und auch der von den westlichen Staaten angestrebte militärische Sieg in der Ukraine in unerreichbarer Ferne rückt, eröffnet die Bundesrepublik Deutschland mit ihrer Neuausrichtung der China-Politik ein neues, unsägliches Kapitel der wirtschaftlichen und politischen Ausgrenzung. China ist nun per Beschluss ab sofort ein strategischer Gegner. Die Auswirkungen der neuen Innen- und Außenpolitik lassen dann auch nicht sehr lange auf sich warten und schlagen bereits bis zur 220.000 Einwohner zählenden Hanse- und Universitätsstadt Rostock durch. In Kürze eröffnet in der Hansestadt die alljährliche Hanse Sail wieder ihre Pforten und die Stadt lädt, wie in jedem Jahr zuvor, die Vertreter der teilnehmenden Länder zum Empfang ein. Dieses Jahr allerdings steht die neu gewählte Oberbürgermeisterin vor einem Dilemma. Der Empfang findet in einem militärisch geprägten Objekt statt und Vertreter Chinas sind eingeladen. Plötzlich wird das Fest der internationalen Begegnungen zum Ort des Misstrauens, des Verbotes und der Spionage. Lt. Ostseezeitung (29./30.07.2023, Seite 1, Beitrag von Andreas Meyer) verweigerten Geheimdienste (vermutlich MAD) der Delegation aus China den Zutritt zu diesem offiziellen völkerverständigenden Empfang. Völkerverständigung, Globalisierung und Völkerverständigung gehen in Rostock gerade den Bach runter. Aber auch andere Bereiche spüren den politischen und geheimdienstlichen Druck, resultierend aus der neuen China-Strategie der Bundesrepublik. Lt. Beilage „Wochenende“ der gleichen Ausgabe der Ostseezeitung (Beitrag von Fabian Kretschmer, „Austausch oder Agitation“) wurden in einigen europäischen Ländern die Vertretungen der chinesischen Konfuzius-Institute mit dem Hinweis auf mögliche Propaganda und wissenschaftliche Einflussnahme verboten. Und auch in Deutschland soll sich, so der Verfasser, bereits der politische Druck auf die Universitäten mit der Aufforderung, die Zusammenarbeit zu beenden, erhöhen. Eine höllische Angst vor Spionage und Einflussnahme scheint in Deutschland umzugehen. Natürlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese Institute Teil der chinesischen Werte-vermittlung und auch der Propaganda sind. China scheint das auch nicht zu verschweigen. Dem ist aber auch entgegen zu halten, dass Deutschland weltweit Vertretungen des Goethe-Institutes unterhält. Diese Institute haben, laut dem offiziellen Dokument „Vision und Strategie 2026“, unbestritten gleichfalls die Aufgabe, die westlichen Werte in die Welt zu tragen, westliche Kunst, Kultur und Wissenschaft zu lehren und zu verbreiten. Das Vorwort des Dokumentes gibt weiteren Aufschluss. Der immer wieder kochbuchartig wiederholte Hinweis, das Goethe-Institut sei politisch unabhängig, darf, schaut man sich im Strategiepapier 2026 den Punkt „Wer wir sind“ detaillierter an, sicher bezweifelt werden. Offensichtlich spielen in der Ausrichtung der Arbeit des Goethe-Institutes das Auswertige Amt, weitere Bundesministerien und politische Führungspersönlichkeiten eine nicht unwesentliche Rolle. Das Institut mit seinen vielen weltweiten Vertretungen wird zudem nur zu einem Drittel aus selbst erwirtschafteten Mittel bezahlt, der überwiegende Finanzbedarf wird aus Zuwendungen des Bundeshaushaltes, der Europäischen Union, Stiftungen und anderen Quellen*gespeist. Der Vorstand mit Präsidentin besteht aus drei Personen, die es in den recherchefähigen Dokumenten möglichst vermeiden, ihre politische Parteizugehörigkeit offen zu legen. Auch die Liste der zahlreichen Mitglieder, vor allem der aufgeführten außerordentlichen Mitglieder**, öffnet möglichen Spekulationen über die politische Unabhängigkeit des Goethe-Institutes Tür und Tor und lässt erheblichen Raum für geheimdienstliche Spekulationen und Vermutungen. Sowohl China als auch Deutschland haben also zum gegenseitigen Misstrauen allen Grund. Bild von Gerd Altmann auf Pixabay * Goethe-Institut, Dokument „Vision und Strategie 2026 ** Goethe-Institut, Dokument „Vision und Strategie 2026; „Wer wir sind“
von journaclean 30. Juli 2023
001 Lehrer und Lehrerinnen – die Seelenzerstörer an unseren Schulen? Mobbing, Demütigung, Ausgrenzung – Verhaltensformen, die Betroffene ohne Zweifel psychisch stark belasten, in die Verzweiflung treiben, krank machen und zutiefst zu verurteilen sind. Leider sind das jedoch auch Begriffe, die immer häufiger zur eigenen Rechtfertigung, Diskreditierung anderer und als Entschuldigung für eigenes, zweifelhaftes Verhalten herhalten müssen – und das in allen gesellschaftlichen Bereichen. Nun sind es, wenn es nach einem Artikel der Ostseezeitung (29./30. Juli 2023, Seite 29 „Wenn Mobbing von oben kommt“, von Heidi Becker) geht, die Lehrer und Lehrerinnen die das Schülermobbing und die Demütigung als alltägliches, also massenhaft angewendetes, strafendes Erziehungselement für sich entdeckt haben sollen. Überprüf- und belastbare Beispiele bleibt die Autorin allerdings in diesem Beitrag schuldig. Die Autorin zitiert, weitestgehend unkommentiert und unkritisch, den Pädagogen Wolfgang Vogelsaenger mit den Worten „Strafen gehören nicht an Schulen. Es handelt sich schließlich nicht um Gerichte.“ Oberflächlich betrachtet, ist an diesem plakativen Zitat nichts Anstößiges zu finden. Dennoch lohnt sich die Mühe, diese Aussage zu hinterfragen. Handelt es sich tatsächlich um eine Strafe, um Mobbing oder um eine Demütigung, so wie es die Schlagzeile über dem Artikel suggeriert? Ist in den meisten Fällen nicht eher davon auszugehen, dass die vermeintlichen „Strafen“ das Ergebnis von Aktion und Reaktion sind, die letztendlich zur Erkenntnisgewinnung und Lebenserfahrung führen? Gibt die Abfolge von Aktion, Reaktion und Erkenntnisgewinn dem Kind nicht auch die kognitive Möglichkeit, zukünftiges Handeln zielgerichteter zu planen, zu koordinieren und entsprechende Resilienzen zu entwickeln? Heranwachsende sollten lernen dürfen, dass ein selbstentschiedenes, konkretes Handeln auch mit einer expliziten Reaktion und eventuellen positiven wie auch negativen Konsequenzen verbunden ist? Sind Lob, Anerkennung, Respekt, Sanktion und der Umgang mit diesen, nicht Teil des Lebens und damit auch ein Teil des Bildungsauftrages von Pädagogen und Pädagoginnen? Bild von WOKANDAPIX auf Pixabay
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