Die Schweizer Autorin Verena Stefan sagte in einem ihrer Auftritte, „Schreiben ist immer eine Arbeit an der Sprache.“
Leider sind dem einen oder anderen deutschen Journalisten diese Arbeit und eine tiefgründige und unabhängige Recherche wohl dann doch zu viel Arbeit. Sie begnügen sich mit ungeprüften Informationen, die ihnen durch redaktionelle Informationsportale zur Verfügung gestellt werden. Folgen genügend Journalisten und Medien dieser dramatischen Entwicklung, entsteht zwangsläufig ein sehr einseitiges Bild in der Medienlandschaft und der Manipulation des Medienkonsumenten, in welche Richtung auch immer, ist ein Weg geebnet.
„Man kann sich zwar mit fremden Federn schmücken, aber man kann nicht mit ihnen fliegen.“
Diese Worte formulierte einmal der Aphoristiker Gerhard Uhlenbruck. Übernehmen Sie gerade ungeprüft Informationen, die Ihnen andere zur Verfügung stellten, Herr Koch? Stimmen Sie in den Medien-Chor mit ein, der Herrn Kubicki, die Demonstranten im brandenburgischen Neuruppin bei einem Auftritt des Bundeskanzlers und die aufrichtig besorgten Handwerker in Halle gerade medial zerreißt? Ignorieren auch Sie die Millionen kritischen Stimmen in unserem Land, die die Öffnung von Nord Stream 2, die Beendigung der kurzsinnigen Sanktionen und die Einstellung der Waffenlieferungen in ein Krisengebiet fordern? Gesellen Sie sich in diesen aufreibenden Zeiten zu den Journalisten, die unkritisch der Meinung unserer politischen Eliten und dem Slogan „Wird der Bürger unbequem, ist er plötzlich rechtsextrem“ gedankenlos folgen?
Ich habe Ihre Artikel in den letzten Monaten aufmerksam und kritisch verfolgt. Leider sind Sie, nach meinem Empfinden, immer häufiger von der sachbezogenen Information in die einseitig selektierende Berichterstattung abgeglitten. Das ist für mich kein seriöser Journalismus, kein Journalismus der dem Leser bei der freien Meinungsbildung eine Hilfe ist. In Ihrem Leitartikel vom 20./21.08.22/OZ/Seite 2 rücken Sie mit Ihrer reißerischen Schlagzeile nun den lebenserfahrenen, klugen, manchmal auch sehr provozierenden FDP-Politiker, Herrn Kubicki, in die Nähe von Putins Helfer. Man kann Herrn Kubicki für Vieles kritisieren, ihn aber in Putins Nähe zu rücken, wird der Ernsthaftigkeit der Problematik in keiner Weise gerecht.
Herr Kubicki ist ein kluger, erfahrener Politiker und Rechtsanwalt. Seine Worte werden fundiert und überlegt gewählt worden sein. Er war in der Vergangenheit immer in der Lage, Situationen und Fehler zu erkennen. Nur wer den Mut hat und bereit ist, neue Wege zu denken und zu gehen, wird das Beste für sich und andere erreichen. So verhält es sich auch bei seinen Überlegungen und Äußerungen um Nord Stream 2.
Die Ostsee-Zeitung titelt in der gleichen Ausgabe auf Seite 1:
„Wie im Krieg“ MV plant Wärmestuben für Bürger
Sollen Millionen Bürger ihre Würde verlieren, in die Armut abgleiten und um Ihre mühsam erwirtschafteten Ersparnisse gebracht werden? Warum das alles? Damit die naive, kurzsichtige Sanktionspolitik der regierenden politischen Elite nicht korrigiert werden muss? Damit Putin nicht gewinnt?
Nicht der moralische Kompass der Kritiker sollte neu justiert werden, ich denke, unsere Außen- und Innenpolitik bedarf einer kritischen Betrachtung und Umorientierung, auch wenn es Putin ein Lächeln ins Gesicht zaubern sollte.
Eine deutsche (sicher auch internationale) Weisheit besagt:
„Ein Irrtum wird nur dann zum Fehler, wenn Du Dich weigerst, ihn zu korrigieren.“